2024 standen wir selbst auf der Bühne, haben gepitcht, gezittert und gewonnen. Dieses Mal erlebten wir die Pitches der fünf GovTech-Startups aus dem Publikum und haben uns begeistern lassen, denn die Vorträge der Finalisten haben gezeigt, wie vielfältig die Herausforderungen der Verwaltungsdigitalisierung sind. Und wie konkret und einfach die Lösungen sein können.
Nach den Pitches der fünf Startups zog sich die Jury zur Beratung zurück, und es wurde Dustin Klepper, einer unserer Gründer auf die Bühne gebeten, um Fragen des Moderators zu den Erfahrungen von neuraflow im vergangenen Jahr und den Rahmenbedingungen und Trends in der Branche zu beantworten. Die enge und gute Zusammenarbeit mit vielen engagierten Menschen auf kommunaler Ebene sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für neuraflow, betonte er. Und er berichtete von sehr viel Dynamik, sowohl auf staatlicher Ebene, unter anderem durch das neue BMDS, als auch im Bereich KI. Aber wie genau das auch vor Ort, also in den Kommunen, wirksam wird, wird sich erst zeigen müssen, so sein Fazit.
Jetzt aber zu den fünf Finalisten, die in diesem Jahr angetreten sind:
Ark Climate: Städte werden zu digitalen Klima-Vorreitern
Das Münchner GovTech-Startup Ark Climate unterstützt Kommunen mit einer KI-basierten Software für Klimaschutz. Die Lösung hilft Klimaschutzabteilungen, Energie- und Emissionsdaten zu erfassen, Maßnahmen zu planen und die Bürgerbeteiligung zu erhöhen.
Die Plattform integriert verschiedene Sensor- und Datenschnittstellen und automatisiert die Fortschrittsmessung und Berichterstattung, inklusive Schnittstellen zu GIS und Verwaltungssystemen. Die Gründerinnen und Gründer bringen Erfahrung aus KI, Klimainformatik und Verwaltung mit. Erste Piloten laufen in Kassel und in bayerischen Kommunen wie Freising bei München.
Was dieses GovTech-Startup in unseren Augen für Kommunen relevant macht: Klimaschutz ist für nahezu jede Kommune verpflichtend geworden, aber die wenigsten haben die Ressourcen für ein professionelles Monitoring. Ark Climate verspricht genau das: Eine Lösung, die Datenerfassung, Auswertung und Bürgerkommunikation in einem Dashboard bündelt. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht Klimaschutz messbar und damit politisch steuerbar und für die Bürgerinnen und Bürger transparenter.
GovIntel: Der digitale Frühwarnsensor für kommunale Ausschreibungen
Am Ende setzte sich auf der Startup-Bühne der SCCON das Berliner Unternehmen GovIntel durch und gewann den Startup-Award 2025. GovIntel bietet eine KI-Plattform, mit der die Beschaffung und Vergabe sowohl für die kommunale Verwaltung als auch für die Unternehmen verbessert werden soll. Dafür werden öffentliche Vergabemitteilungen, Haushaltsdaten und Sitzungsunterlagen mit Textanalyse und Machine-Learning ausgewertet. Der Pitch des Gründers lautet: künftige kommunale Beschaffungen werden 6 bis 12 Monate im Voraus erkannt und auf der Plattform transparent gemacht. Das verbessere die Marktzugangschancen, gerade für kleinere und innovative Anbieter, und bringe zugleich mehr Transparenz für die Kommunen. Gegründet wurde das Unternehmen von einem Team aus Datenanalyse-Spezialisten und ehemaligen Verwaltungsmitarbeitern, proaktiv vernetzt im GovTech-Ökosystem.
Wir wissen natürlich aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, rechtzeitig herauszufinden, wann welche Kommune was plant. Und kennen genügend Berichte aus Kommunen, die mit zähen, intransparenten Beschaffungs- und Vergabeprozessen kämpfen. GovIntel verspricht, dieses Matching-Problem von beiden Seiten zugleich zu lösen, und durch mehr Wettbewerb, bessere Lösungen und frühere Marktrecherche das Beschaffungswesen von reaktiv auf proaktiv zu drehen. Wir sind gespannt!
HzE-Portal: Kinder bekommen schneller die Unterstützung, die sie brauchen
Das Team der Sozialwesen Digital GmbH aus Leverkusen tritt an, um mit seinem HzE-Portal Prozesse in der Kinder- und Jugendhilfe zu beschleunigen und für eine bedarfsorientierte Betreuung zu sorgen. HzE ist die Abkürzung für “Hilfen zur Erziehung” gem. SGB VIII.
Die Gründer, unter anderem IT-Fachleute und Experten für Jugendhilfe, haben eine GovTech-Lösung entwickelt, die zwischen Jugendämtern und freien Trägern vermittelt, um passende Plätze zu finden und Belegungen effizient zu steuern. KI-Algorithmen unterstützen die Akteure bei der strategischen Planung. Gefördert wurde die Entwicklung unter anderem durch die EU und das Land NRW.
Uns gefällt natürlich der HzE-Slogan “Mehr Zeit für das, was wirklich zählt!”. Aber auch die Lösung selbst halten wir für sehr relevant. Denn die Jugendhilfe ist ein Bereich, in dem Excel-Listen und Telefonate zwischen vielen verschiedenen Akteuren noch immer Standard sind. Mit allen Folgen: lange Wartezeiten für Kinder und Jugendliche in Not, ineffiziente Belegungen, frustrierte Mitarbeitende. Ein modernes digitales Portal, das zwischen den verschiedenen Akteuren vermittelt, ist ein Ansatz, der uns einleuchtet. Denn hier geht es nicht nur um Effizienz beim Einsatz von staatlichen Geldern, sondern um eine bessere Versorgung der Schutzbedürftigsten in unseren Kommunen. Und das HzE-Portal zeigt, dass dies auch im hochsensiblen Bereich der Kinder- und Jugendhilfe durch kluge Digitalisierung möglich ist.
Leistungslotse: Mit diesem GovTech-Tool geht kein Antrag mehr verloren
Das Berliner GovTech-Startup Leistungslotse entwickelt einen niedrigschwelligen One-Stop-Shop für Antragstellerinnen und Antragsteller von Sozialleistungen, vor allem Wohngeld und Grundsicherung. Die Plattform bietet einen geführten Online-Antrag, prüft Unterlagen automatisch und minimiert Fehler. Technische Basis ist eine Webanwendung mit intelligentem Dokumenten- und Datencheck sowie Schnittstelle zu Fachverfahren. Ein Pilotprojekt läuft bereits in Amberg.
Was uns überzeugt hat: Das Gründerteam hat sich ein großes Ziel gesetzt und möchte einen Beitrag zur Chancengleichheit leisten. Es geht nicht nur darum, wie stark Sozialämter durch unvollständige Anträge, Rückfragen, Ablehnungen etc. belastet sind, sondern vor allem um die Komplexität der Antragsverfahren für Bürgerinnen und Bürger. Das Versprechen ist, dass durch den digitalen Assistenten Fehler verhindert werden, bevor sie entstehen. Das entlastet die Sachbearbeitung, spart Kosten und verbessert gleichzeitig die Zugänglichkeit von Sozialleistungen für alle Menschen, die darauf Anspruch haben.
Lexaru: Weniger Wartezeit, mehr Effizienz im Migrationsmanagement
Auch das Münchner GovTech-Startup Lexaru hat sich auf einen Verwaltungsbereich spezialisiert, in dem hohe Fallzahlen und ein zunehmender Fachkräftemangel zusammentreffen. Die Anwendung ermöglicht eine KI-basierte Prüfung von Dokumenten für Ausländerbehörden, indem sie aus den eingereichten Dokumenten relevante Daten extrahiert, verarbeitet und rechtssichere Bescheide entwirft. Die Mehrsprachigkeit ist dabei kein Zusatzfeature, sondern Kernfunktion. Das Versprechen: Nicht nur die Bearbeitungszeit reduziert sich drastisch, auch die Fehlerquote. Die Gründerinnen und Gründer sind Juristen und Softwareentwickler aus dem öffentlichen Sektor, erste Pilotanwendungen werden in 4 Pilotstädten mit über 1,5 Millionen Einwohnern evaluiert.
Eine sinnvolle Lösung für eine drängende Herausforderung, denken wir. Denn Lexaru automatisiert in Ausländerbehörden die Routineprüfung, so wie wir es in der Bürgerkommunikation tun: mit dem Ziel, dass die Effizienz steigt und Wissen schneller und leichter verfügbar ist, damit sich die Mitarbeitenden der Verwaltung auf komplexe Fälle konzentrieren können.
Die GovTech-Szene bringt KI in die Kommunen. Und das ist eine gute Nachricht, vor allem für die Bürgerinnen und Bürger
Die fünf Finalisten zeigen gemeinsame Muster: KI wird gezielt dort eingesetzt, wo sie auf kommunaler Ebene einen echten Mehrwert bringt. Datenschnittstellen und Integration in bestehende Fachverfahren sind dabei Standard. Und auch wenn es beim diesjährigen Sieger nicht so sehr im Fokus steht, so ist uns bei allen anderen Finalisten aufgefallen, dass sie einen wichtigen Trend aus dem Vorjahr fortführen: Transparenz, Bürgernähe und Bürgernutzen sind nicht nur Nebenprodukte, sondern standen bei der Produktentwicklung von Anfang an im Fokus. Und darin haben wir uns natürlich sehr wiedergefunden.
Wir verwenden Cookies und andere Technologien, um die Funktionen der Webseite zu gewährleisten und das Nutzerverhalten zu analysieren. Mehr Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung.
Wir verwenden Cookies und andere Technologien, um die Funktionen der Webseite zu gewährleisten und das Nutzerverhalten zu analysieren. Mehr Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung.
Ablehnen
Akzeptieren